Parodontologie
Der Parodontologe ist ein zahnärztlicher Experte auf dem Gebiet der Vorbeugung, der Diagnose und Therapie aller Erkrankungen der Gewebe, die den Zahn im Kiefer verankern (Parodont). Erfahren Sie mehr über diese Fachrichtung.
Wenn die Gewebe erkranken, die den Zahn im Kiefer halten, spricht man von Parodontitis. Blutendes Zahnfleisch ist der erste und oft einzige für den Patienten wahrnehmbare Hinweis darauf. Eines Tages stellt der Zahnarzt Veränderungen an den zahntragenden Geweben, dem Parodont, fest. Das Röntgenbild zeigt, dass sich um den Zahn herum der Knochen auflöst.
Die Parodontitis, eine entzündliche Erkrankung des Parodonts, hat die Fasern, die den Zahn im Knochen verankern, zerstört. An deren Stelle ist eine «Tasche» entstanden, die mit Bakterien und eventuell auch mit Eiter gefüllt ist. Falls diese Krankheit zu spät oder gar nicht behandelt wird, kann sich der Schwundprozess fortsetzen, bis der Zahn sich lockert und schliesslich ausfällt.
Etwa drei von vier Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben an Parodontitis. 70% des Zahnverlusts bei Erwachsenen sind schätzungsweise auf diese Krankheit zurückzuführen. In den meisten Fällen schreitet die Parodontitis allerdings relativ langsam voran. Hier ist die Behandlung meist einfach und das Risiko für ein späteres Wiederaufflammen der Krankheit gering. Dagegen leiden etwa 7-15% der Bevölkerung an schweren Formen der Parodontitis. Bei ihnen können grosse Schäden am Zahnhalteapparat in relativ kurzer Zeit entstehen. Viele dieser Patienten brauchen schon als junge Erwachsene eine aufwendige Behandlung und leider ist bei ihnen das Risiko für ein späteres Wiederauftreten der Krankheit höher.
Parodontitis wird durch Bakterien verursacht, die sich auf den Zähnen ablagern und bei schlechter Mundhygiene stark vermehren. Nicht alle Bakterien im Mund sind gleich gefährlich und nicht jeder Mensch ist immer gleich anfällig. Wichtige Faktoren, die das Parodont auf diese Bakterien empfindlicher machen, sind starkes Rauchen sowie Diabetes und andere allgemeine Erkrankungen.
Seit einigen Jahren verfügt der Zahnarzt über neue Tests, die besonders schädliche Bakterien im Mund nachweisen. Bei schlechtem Ansprechen auf eine Behandlung, oder bei einem Wiederaufflammen der Krankheit, können sie wichtige Informationen für eine zielgerichtete Nachbehandlung liefern.
Ohne Bakterien gibt es keine Parodontitis. Damit eine Parodontitis heilt, müssen daher sämtliche Bakterienbeläge von den erkrankten Zähnen entfernt werden. Diese Arbeit ist umso aufwendiger, je tiefer die Taschen sind. Bei fortgeschrittenen Fällen muss der Zahnarzt einen chirurgischen Zugang schaffen, damit auch die Bakterienansammlungen am Taschengrund entfernt werden können. Je nach Situation werden zusätzlich antibakterielle Substanzen eingesetzt. In gewissen Fällen wird versucht, die verlorenen Gewebe mittels eines chirurgischen Eingriffs wieder aufzubauen.
Ein dauerhafter Erfolg ist jedoch nur dann gewährleistet, wenn der Patient zuhause mit täglicher gründlicher Zahnreinigung verhindert, dass sich neue Bakterienbeläge bilden. Die systematische Reinigung aller Zahnoberflächen ist nicht einfach und muss vom Zahnarzt oder dem DentalhygienikerIn instruiert werden. Für die schwer zugänglichen Stellen z. B. an den Zahnzwischenräumen gibt es spezielle Hilfsmittel wie Zwischenraumbürsten, Zahnhölzchen oder Zahnseide. Sie werden individuell ausgewählt. Ihren richtigen Gebrauch trainieren und kontrollieren Patient und DentalhygienikerIn gemeinsam.
Die Parodontalbehandlung minder schwerer Fälle kann jeder Zahnarzt durchführen. Schwierige Fälle wie die rasch fortschreitenden Zahnbetterkrankungen bei jüngeren Patienten erfordern Spezialkenntnisse und eine lückenlose Langzeitbetreuung. Solche Patienten kann der Familienzahnarzt an einen Parodontologen überweisen. Parodontologen sind Zahnärzte mit einer mehrjährigen Spezialausbildung. Sie betreuen in ihrer Praxis hauptsächlich Parodontalpatienten und stehen den Allgemeinpraktikern in beratender Funktion zur Seite. Der Sieg über die Parodontitis fordert die Teamarbeit von Zahnarzt, Dentalhygienikerin und Patient und evtl. einem Spezialisten. Nur mit vereinten Kräften ist der Sieg über diese Krankheit und auch deren Verhinderung im Vorfeld möglich.
Zeigen sich bei mir Anzeichen einer Parodontitis?
Die Beantwortung folgender Fragen kann Ihnen helfen,mögliche Anzeichen einer Parodontitis zu erkennen:
- Blutet Ihr Zahnfleisch beim Zähneputzen, bei Berührung oder beim Essen harter Nahrung?
- Fühlt sich Ihr Zahnfleisch geschwollen oder empfindlich an?
- Hat sich das Zahnfleisch zurückgezogen?
- Scheint es, dass Ihre Zähne länger geworden sind?
- Haben Sie je Eiteraustritt zwischen Zahn und Zahnfleisch festgestellt?
- Hat sich die Stellung Ihrer Zähne verändert?
- Finden Sie, dass die oberen und unteren Zähne anders zusammenbeissen als früher oder
- haben sich Lücken zwischen den Zähnen gebildet?
- Haben Sie dauernd Probleme mit Mundgeruch?
Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit «Ja» beantwortet haben, so informieren Sie Ihren Zahnarzt. Eine eingehende Untersuchung wird zeigen, ob Sie eine Parodontitis-Behandlung brauchen.
Was ist ein Parodontologe?
Der Parodontologe ist ein zahnärztlicher Experte auf dem Gebiet der Vorbeugung, der Diagnose und Therapie aller Erkrankungen der Gewebe, die den Zahn im Kiefer verankern (Parodont). Er ist auch ausgebildet für die Planung, das Setzen und den Unterhalt von Zahnimplantaten. Nach dem fünf Jahre dauernden Zahnmedizinstudium folgt eine mindestens dreijährige universitäre Zusatzausbildung. Patienten werden normalerweise vom amilienzahnarzt an den Parodontologen überwiesen.
Schweizerische Gesellschaft für Parodontologie
Furkastrasse 32 - 3900 Brig
Tel. 027 923 66 12