Wirbelsäulenschmerzen
Wirbelsäulenschmerzen allein lassen noch keinen konkreten Rückschluss auf eine Wirbelsäulenerkrankung als Ursache zu. Rühren sie nicht von einer kurzfristigen Überbelastung, ist eine Untersuchung und Diagnose durch einen Spezialisten wichtig.
Definition von Wirbelsäulenerkrankungennach oben
Die Wirbelsäule ist das tragende Element des menschlichen Bewegungsapparates, das alle Teile des Skeletts miteinander verbindet. Die einzelnen Abschnitte sind in die Halswirbel, die Brustwirbel, die Lendenwirbel, das Kreuzbein und das Steißbein unterteilt. Wirbelsäulenerkrankungen an diesem komplexen System können entzündliche, degenerative, angeborene oder erbliche Faktoren auslösen. Für eine genaue Diagnose ist eine ausführliche Untersuchung durch einen Spezialisten notwendig. In den meisten Fällen begleiten Schmerzen eine Wirbelsäulenerkrankung und sind ein erstes Symptom.
Akute und chronische Wirbelsäulenschmerzen
Laut Schätzungen leiden etwa 80 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrienationen mindestens einmal im Leben an Wirbelsäulenschmerzen und müssen sich diesbezüglich einer ärztlichen Behandlung unterziehen. Bei einigen Betroffenen rührt ein akuter Schmerz von einer kurzfristigen Überbelastung her und verschwindet auch ohne Behandlung wieder. Bei etwa zehn Prozent der Patienten dagegen bleiben die Schmerzen bestehen und werden chronisch. Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn sie länger als zwölf Wochen andauern. Am häufigsten sind bei den Schmerzen die Lendenwirbel betroffen, gefolgt von den Halswirbeln.
Ursachen und Formennach oben
Nicht immer lässt sich für Wirbelsäulenschmerzen die genaue Ursache finden. Unspezifische Schmerzen rühren teilweise von Abnutzungserscheinungen und degenerativen Veränderungen an der Wirbelsäule, die der Alterungsprozess mit sich bringt, und lassen sich manchmal keinem genauen Krankheitsbild zuordnen. Dagegen kann man spezifische Schmerzen in der Wirbelsäule meist einer genauen Erkrankung zuordnen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Schmerzen der Wirbelgelenke und Schmerzen des Rückenmarks – je nachdem welche Wirbelsäulenerkrankung vorliegt.
Übersicht der Krankheitsbilder
- Wirbelbruch (Traumata)
- Wirbelgleiten (Spondylolisthese)
- Wirbelkanalstenose
- Spinalkanalstenose
- Syringomyelie
- Skoliose
- Bandscheibenvorfall
- Rückenmarhernie
- Intraspinale Tumoren und Tumoren im Rückenmark
- Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule
- Entzündliche Erkrankungen
Degenerative Prozesse und Verhärtungen an den Oberflächen
Eine häufige Ursache für einen Bandscheibenvorfall ist das Abnehmen des Flüssigkeitsgehalts in den Bandscheiben. Dadurch entstehen Risse. In manchen Fällen tritt die Bandscheibe auch aus dem Zwischenraum des Wirbelkörpers aus. Beide Formen führen zu einer Instabilität der Wirbelsäule und verursachen teils starke Schmerzen. Ein weiterer Auslöser für Wirbelsäulenschmerzen sind entstehende Verhärtungen an den Oberflächen der Wirbelkörper. Denn im Laufe der Zeit schränken diese Verhärtungen die Beweglichkeit immer weiter ein.
Entzündungen und Tumoren
Bakterien oder eine Infektion können eine entzündliche Wirbelsäulenerkrankung auslösen. Davon können sowohl die Bandscheiben als auch die Wirbelkörper betroffen sein. Knochentumore und Metastasen führen je nach Lage zu erheblichen körperlichen Einschränkungen und können im schlimmsten Fall eine Querschnittslähmung verursachen. Der primäre Knochentumor entsteht dabei direkt an der Wirbelsäule. Metastasen dagegen bilden sich aufgrund einer Krebserkrankung im Körper und können an verschiedenen Stellen gleichzeitig auftreten: im Knochen selber, in der Nähe des Rückenmarks, der Nervenhäute oder der Spinalnerven.
Symptome und Beschwerdennach oben
Nackenschmerzen, die bis in Schultern und Arme ausstrahlen, Rückenschmerzen an der Wirbelsäule oder Kreuzschmerzen im unteren Drittel des Rückens schränken den Alltag und die Lebensqualität von Betroffenen mit zunehmender Intensität stark ein. Hinzu kommen oft Muskelverspannungen und eine enorme Druckempfindlichkeit. Sind die Halswirbel betroffen, leiden Patienten zusätzlich unter Schwindelgefühlen und starker Übelkeit, die die Schmerzen im Kopf und im Nacken auslösen. Einfache alltägliche Dinge sind mit diesen Einschränkungen nur noch schwer oder gar nicht mehr zu bewältigen.
Empfindungsstörungen bis hin zu Lähmungen
Verletzungsbedingt treten Schmerzen an der Wirbelsäule ganz plötzlich auf. Häufig sind sie begleitet von Fehlstellungen und benötigen eine kurzfristige, ärztliche Behandlung. Da die Wirbelsäule aus 24 Wirbeln, zahlreichen Verbindungen, Muskeln, Sehnen und Bändern besteht, ist das Spektrum für Verletzungen groß. Bei entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen kann es neben den Wirbelsäulenschmerzen gleichzeitig auch zu Fieber, starkem Schwitzen sowie einer allgemeinen Erschöpfung und Appetitlosigkeit kommen. Haben sich Tumore oder Metastasen an der Wirbelsäule gebildet, können diese zu schweren neurologischen Ausfällen wie Empfindungsstörungen oder Lähmungserscheinungen führen.
Symptome in Kürze
- Nackenschmerzen
- Rückenschmerzen
- Kreuzschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit und Erbrechen
- Verspannungen
- Muskelschwäche in den Beinen
- Druckgefühl
- Empfindungsstörungen
- Taubheitsgefühl
- Kribbeln
- Kopfschmerzen
- Armschmerzen
- Beinschmerzen
- Lähmungserscheinungen
- Fieber
- Erschöpfung
- Schwitzen
- Appetitlosigkeit
Untersuchung und Diagnosenach oben
Da es sehr viele unterschiedliche Ursachen für Wirbelsäulenschmerzen gibt, sind ein genaues Abklären und eine Untersuchung von einem Arzt wichtig. Es empfiehlt sich dafür der Weg zu einem Spezialisten für Wirbelsäulenerkrankungen. Dieser klärt in einem ausführlichen Anamnesegespräch die körperlichen Beschwerden, Vorerkrankungen und den Allgemeinzustand des Patienten. Diesem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung, bei der er sowohl die Stellung der Wirbelsäule als auch die Schmerzpunkte untersucht. Anschließend verschafft er sich einen Überblick über das Gangbild und gegebenenfalls motorischen Einschränkungen.
Zusätzlich eine bildgebende Untersuchung
Manchmal lässt sich bereits mit den geschilderten Untersuchungen eine Ursache finden. In vielen Fällen benötigen Mediziner jedoch weitere bildgebende Methoden, um sich ein genaues Bild über die Krankheit zu verschaffen. Dafür stehen die Röntgenuntersuchungen, die Magnetresonanztomografie (MRT) oder die Computertomografie (CT) zur Verfügung. Bei Schmerzen, die bis in Arme und Beine ausstrahlen und eventuell von einem Bandscheibenvorfall oder einer Nervenquetschung herrühren, erstellt man häufig ein MRT. Bei vermuteten Strukturveränderungen der Wirbelknochen dagegen ein CT.
Therapiemöglichkeitennach oben
Die Behandlung von Wirbelsäulenschmerzen richtet sich immer nach der jeweiligen Ursache und kann mitunter völlig unterschiedlich ausfallen. Damit sich Schmerzen nicht immer weiter verschlimmern, chronisch werden oder dauerhaft Einschränkungen in der Beweglichkeit entstehen, sollte man gerade bei akut auftretenden Symptomen oder pochenden, stark ziehenden und drückenden Schmerzen rechtzeitig einen Arzt aufsuchen. Generell unterscheidet man zwischen der konservativen und der operativen Behandlungsmethode. Dabei kann man etwa 90 Prozent der Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen mit konservativen Therapien behandeln und nur ein kleiner Teil der Betroffenen muss sich einer Operation unterziehen.
Konservative Therapie bei Wirbelsäulenschmerzen
Ging man früher noch davon aus, dass das beste Mittel gegen Schmerzen ein möglichst ruhiges Verhalten des Patienten war, überwiegt heute die Auffassung, dass vor allem Bewegung hilft, um viele Wirbelsäulenerkrankungen positiv zu beeinflussen. Nur entzündliche Krankheiten fordern eine Bettruhe, damit die Entzündung – mithilfe von Medikamenten - abklingen kann. Krankengymnastik und Physiotherapie verschafft Patienten eine zielgerichtete und angeleitete Bewegung, damit sie sich später wieder beschwerdefrei bewegen können. Nebenbei unterstützen Massagen, Entspannungsübungen, Heilbäder aber auch psychologische Betreuung den Heilungsprozess.
Operative Therapie bei Wirbelsäulenschmerzen
Eine Operation an der Wirbelsäule ziehen Ärzte meist erst ab einem bestimmten Schweregrad in Betracht. Schwere Bandscheibenvorfälle mit neurologischen Ausfällen und Lähmungserscheinungen zählen beispielsweise dazu. Auch Tumoren an der Wirbelsäule kann man operativ entfernen, wobei in diesen Fällen zunächst die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund steht. Auch bei einer schweren Spinalkanalstenose hilf manchmal nur eine Operation, die eine Chance auf Heilung verschafft. Doch auch nach einem operativen Eingriff ist es wichtig, die Muskulatur wieder aufzubauen. Auch hier unterstützt Bewegung durch eine Rückenschule oder eine Physiotherapie.
Im gesunden Zustand zeigt sich die Wirbelsäule von hinten gerade von der Seite mit einer doppelten S-Form. Diese Krümmung hat den Zweck, der Wirbelsäule Elastizität zu verleihen und sie vor Erschütterungen und Belastungen zu schützen. Genau das, gilt es mit vorbeugenden Maßnahmen zu erhalten. Dennoch gibt es Einschränkungen, denn man kann nicht jeder Wirbelsäulenerkrankung vorbeugen. Zum einen gilt das sicher für veranlagte Fehlstellungen, zum anderen für einen Teil der Verletzungen aufgrund von Unfällen. Ebenso ist die Vorbeugung bei degenerativen Prozessen begrenzt.
Viel Bewegung, kein Übergewicht und eine gesunde Ernährung
Viel Bewegung – und das regelmäßig! Das ist sicher einer der wichtigsten Punkte in Sachen Vorbeugung. Denn körperliche Belastungen trainieren zum einen die Rückenmuskulatur und kurbeln zum anderen auch den Stoffwechsel für die Knochen an. Gerade Sport an der frischen Luft wirkt sich aufgrund der Sonneneinstrahlung auf die Bildung von Vitamin D und somit auch positiv auf die Knochen aus. Daneben sind eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung und der Abbau von Übergewicht unterstützende Maßnahmen für eine gesunde Wirbelsäule.
Die richtige Haltung am Arbeitsplatz
Gerade der Alltag zwingt einen häufig zu einer ungesunden Körperhaltung. Langes Sitzen am Arbeitsplatz, vor dem Computer, dem Fernseher oder beim Lesen fördert eine gekrümmte Haltung und verspannt die Muskulatur. Um dem vorzubeugen, helfen eine aufrechte und immer wieder wechselnde Sitzposition, der Wechsel zwischen Stehen und Sitzen und regelmäßige Pausen mit Bewegung. Auch auf das Tragen von schweren Gegenständen mit gerader Wirbelsäule sollte man achten. Und schließlich können das richtige Schuhwerk für angenehmes Laufen und eine gute Matratze für einen erholsamen Schlaf ebenfalls die Rückengesundheit unterstützen.
Die Wirbelsäule ist das tragende Element des menschlichen Bewegungsapparates, das alle Teile des Skeletts miteinander verbindet. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrienationen leiden mindestens einmal im Leben an Wirbelsäulenschmerzen und muss sich diesbezüglich einer ärztlichen Behandlung unterziehen. Bei den Ursachen für Wirbelsäulenerkrankungen spielen entzündliche, degenerative, angeborene oder erbliche Faktoren eine Rolle. Diese können die Beweglichkeit stark einschränken, Schmerzen in den Wirbelgelenken und Schmerzen im Rückenmark auslösen. Daneben gibt es noch eine Vielzahl weiterer Symptome.
Eine Operation ist nur in schweren Fällen notwendig
Um die genaue Ursache der Wirbelsäulenschmerzen zu klären, ist bei anhaltenden oder akuten Beschwerden die Untersuchung durch einen Wirbelsäulen-Spezialisten ratsam. Dieser klärt in einer körperlichen und gegebenenfalls zusätzlich bildgebenden Untersuchung die Diagnose. Nicht immer findet sich ein klares Krankheitsbild. In manchen Fällen sind die Schmerzen unspezifisch. Zu den Behandlungsmethoden zählen die konservative und die operative Therapie. Bei etwa 90 Prozent der Patienten können Ärzte durch Bewegungstherapie, Medikamente oder begleitenden Maßnahmen helfen. Nur ein kleiner Teil der Patienten muss sich einer Operation unterziehen.
FAQs - Häufig gestellte Fragennach oben
Wann ist der Arztbesuch bei Wirbelsäulenschmerzen zu empfehlen?
Generell bei Schmerzen, die in die Arme oder Beine ausstrahlen, Gangschwierigkeiten auslösen, Gefühlsstörungen oder ein Schwächegefühl verursachen. Zudem sollten Schmerzen nicht länger als vier bis sechs Wochen anhalten oder stetig an Intensität zunehmen. In diesen Fällen sollten Sie unbedingt umgehend einen Arzt aufsuchen.
Was sind die häufigsten Auslöser für Wirbelsäulenschmerzen?
Zu den häufigsten Wirbelsäulenerkrankungen zählt die Bandscheibenabnützung oder ein Bandscheibenvorfall, ein enger Wirbelkanal, Wirbelgleiten, Wirbelbruch oder eine Wirbelsäulenverkrümmung. Seltener sind Tumore und Entzündungen.
Wie ist der Aufbau der Wirbelsäule?
Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbeln sowie 8 bis 10 Wirbeln, die zum Kreuzbein und Steißbein verwachsen sind. Man unterteilt die Wirbelsäule in fünf verschiedene Abschnitte: die Halswirbelsäule, die Brustwirbelsäule, die Lendenwirbelsäule, das Kreuzbein und das Steißbein. Die Wirbelsäule verbindet die Teile des Skeletts und umschließt das im Wirbelkanal liegende Rückenmark.
Was kann ich für eine gesunde Wirbelsäule tun?
Unterstützende Maßnahmen für eine gesunde Wirbelsäule sind viel Bewegung an der frischen Luft, kein Übergewicht und eine ausgewogene Ernährung. Zudem sollten Sie bei sitzenden Tätigkeiten auf eine aufrechte Haltung und regelmäßige Bewegungspausen achten. Auch ein gutes Schuhwerk am Tag und eine richtige Matratze in der Nacht unterstützen die Rückengesundheit.
Was versteht man unter dem Begriff Degeneration?
Unter Degeneration in der Medizin versteht man eine Rückbildung oder einen Abbau und somit einen aufkommenden Funktionsverlust. Eine Degeneration an der Wirbelsäule ist dem natürlichen Alterungsprozess oder schwerer körperlicher Tätigkeit geschuldet und bezeichnet einen Verschleiß.
Was ist eine Rückenschule?
Eine Rückenschule ist eine Anleitung zur Selbsthilfe. Sie kann sowohl ein Präventionsprogramm als auch ein Behandlungskonzept bei bestehenden Rückenschmerzen darstellen. In entsprechenden Kursen vermitteln Therapeuten Informationen über ein rückengerechtes Verhalten im Alltag und im Beruf. Zudem informieren sie die Teilnehmer über Trainingsmöglichkeiten der Rückenmuskulatur und zeigen effektive Übungen die einerseits den Rücken stärken, andererseits entlasten und entspannen.